Ich bin wahrlich kein religiöser Mensch, aber dieses Bibelzitat macht für mich Sinn. Als Prinzip zur Aufmerksamkeitssteuerung. Man muss es dazu nur gezielt anwenden. Und das beleuchte ich hier mal etwas genauer…
Mir hilft das nämlich sehr. Vor allem immer dann, wenn ich nicht so gut drauf bin. Ich mir über irgendetwas Sorgen mache, von etwas genervt bin. Oder was auch immer. Immer noch inmitten einer Pandemie kennen wir das garantiert alle. Dann merke ich nämlich, dass mir nicht automatisch schöne Dinge auffallen. Sondern das genaue Gegenteil. Und dann schärfe ich meinen Blick. Aber von vorne…
Wenn Du Kinder hast, kennst Du das bestimmt, Menschen, die Nachwuchs erwarten oder sich wünschen, sehen ständig und überall Babybäuche und Kinderwagen. Plötzlich scheint sich die ganze Welt um Schwangere und Babys zu drehen. Du spielst mit dem Gedanken Dir einen Hund anzuschaffen, plötzlich siehst Du überall Vierbeiner. Oder Du denkst über ein bestimmtes neues Auto nach, plötzlich fällt Dir das Modell ständig ins Auge. Einfach alles was wir sehen, hören, riechen, durchläuft den Filter unserer Wahrnehmung. Und diesen Filter kann nur ein Mensch bewusst steuern, Du. Tun wir aber meistens nicht, dabei wäre das sehr hilfreich.
Auch unter #Hunderundenidylle habe ich schon einmal darüber geschrieben, wenn ich meine Aufmerksamkeit bewusst auf schönes richte, werde ich es auch finden. Egal ob virtuell oder real. Wenn ich mir zum Beispiel bewusst Accounts mit positiven Gedanken und niedlichen Tierfotos in die Twitter oder Instagram Timeline hole, werde ich diese automatisch auch zu sehen kriegen.
Wenn ich dagegen meinem Frust über die unvernünftige Menschheit nachhänge, werde ich auch dafür tausend Beweise finden. Einmal Nachrichten gucken oder lesen reicht ja eigentlich schon. In der analogen Welt da draußen funktioniert das ganz genauso.
Im Wald wirst Du jede Menge Müll finden. Die in der Stadt momentan hängenden Wahlplakate sind ebenso dazu geeignet sich aufzuregen. Natürlich können wir uns die Welt nicht einfach schön ignorieren. Mit ner Mülltüte einsammeln gehe oder auch politisches Engagement hilft da mehr.
Doch die Frage ist, wieviel Aufmerksamkeit und Lebenszeit schenkst Du dem Negativen? Wie sehr lässt Du davon Deinen Fokus vereinnahmen?
Oder wie sehr steuerst Du den selbst in einem für Dich wünschenswerten Sinn?
Du kennst einen supernetten, herzlichen Menschen – was denkst Du wenn, er/sie plötzlich übellaunig losmotzt: „Ups, hat wohl nen schlechten Tag“. Was denkst Du über den griesgrämigen Nachbarn, wenn er Dir plötzlich freundlich zunickt: „Was hat der denn für Drogen genommen“ oder „der will doch bestimmt was“. Es ist also relativ egal, was ein Mensch tut, Du wirst sehen, was Du erwartest.
Ja, das ist tatsächlich so einfach. Nur am Anfang ungewohnt und daher etwas mühsam wenn Du es anfängst zu ändern.
Wie Du das änderst:
Am besten übst Du es an einem total durchschnittlichen Tag und gehst dazu eine Stunde spazieren. Beobachte dabei Deine Gedanken: was siehst Du, was fällt Dir auf und wie bewertest Du das?
Der vorbeifahrende LKW, unangenehm laut… lass ihn einfach weiterfahren.
Der herumliegende Sperrmüll… lass Deinen Blick direkt weiterwandern.
Der lieblose Schottervorgarten… ignorieren.
Wenn Dir solche eher unschönen Sachen auffallen, nimm sie wie einen Luftzug, der kommt und weiterweht. Widme ihnen nicht mehr als einen kurzen Moment des Registrierens und wieder Loslassens.
Vielleicht fällt Dir auch ein total langweiliges Haus ins Auge… dann probier Dir doch mal vorzustellen, wie das von innen eine außergewöhnlich geniale Raumaufteilung hat und total liebevoll eingerichtet ist. Schicke Möbel, tolle Bilder, alles so wie Du es magst. Und wie egal das Außen dann im Vergleich ist.
Und dann versuch Dich bewusst auf das zu konzentrieren was schön ist. Oder witzig. Oder außergewöhnlich. Lass Deinen Blick schweifen und suche. Im kleinsten Detail oder im großen Ganzen. Dein Kopf kann Makro, Zoom und Weitwinkel ganz von allein. Beispiele?
Der kleine bunte Vogel im Baum. Ein besonders schön gefärbtes Blatt. Die duftende Rose in einem Vorgarten. Das Vogelgezwitscher. Die Sonne und das wärmende Gefühl auf der Haut. Oder die nach Holz duftende Luft im Wald. Ein winziger Wasserfall im Dickicht nebenan. Das hübsche Moos auf einem Baumstumpf, das fast plüschig aussieht. Das leichte Frösteln, weil es noch kühl ist und wie frisch sich dadurch die Luft anfühlt. Das Steinmännchen, das jemand gebaut hat. Welchen leichten, pastelligen Farbschimmer die Wolken haben. Oder der Nebel, der sich wie ein hauchdünner Watteschleier auf die Wiesen legt.
Oder bist Du in der Stadt unterwegs? Dann ist es vielleicht eine Deko im Fenster. Ein tolles Graffiti oder ein richtig gutes Werbeplakat. Witzige Aufkleber die irgendwo prangen. Ein schönes, altes stuckverziertes Haus. Oder ein ganz modernes mit einer faszinierenden Architektur. Eine toll geschnitzte Eingangstür. Ein Mensch mit einem sympathisch verschmitzten Lächeln. Oder jemand mit nem coolen oder besonders farbenfrohen Styling. Kuriositäten, Schönheit, Dinge über die man sich freuen kann, findet man wirklich tatsächlich ÜBERALL!
Alles was es braucht ist der Fokus darauf. Also los, üben hilft.
Und mit der Zeit wird es immer einfacher in diesen Modus zu schalten, bis er manchmal sogar ganz automatisch funktioniert.
Und wenn Ihr mir eine ganz besonders große Freude machen wollt, berichtet Ihr mir und schickt mir Fotos davon.
Oder Ihr postet es bei Instagram, taggt es mit #beautyeverywhere und @nicogugger oder bei Twitter mit @ichbewusst
Ich würde mich riesig freuen!
Lasst uns die Schönheit finden.