Eins der letzten Bücher, das ich gelesen habe. Und selten habe ich etwas so schnell „weggelesen“ und gleichzeitig für genial und reichlich unangenehm erklärt.
Was mich am meisten aufregt… „Fuck it“ ist nicht nur der Buchtitel, sondern auch die Kernphrase, die gefühlt drölfzig Mal auf JEDER EINZELNEN SEITE vorkommt. Und obwohl meine Berliner Schnauze eine gewisse Schnoddrigkeit abkann, finde ich das in dem Buch so übertrieben, dass es lästig wenn nicht unangenehm ist. Dazu kommt, dass es ja nicht nur derb sondern eben auch völlig unnötig sexualisiert und gleichzeitig abwertend ist. Dann lieber ein herzliches „Scheiß drauf“. Aber nun gut. Der Autor ist Engländer und die dort noch üblichere Phrase wurde in der Übersetzung wohl einfach belassen.
Inhaltlich dagegen… plädiert er auf rund 280 Seiten wortreich, teilweise redundant, aber auch sehr anschaulich dafür, sich selbst, das Leben und alles drumrum einfach viel weniger wichtig zu nehmen. Daher auch der Untertitel „Loslassen Entspannen Glücklich sein“. Die Botschaft kann ich definitiv unterstützen. Wenn man es sich nämlich zur Gewohnheit macht unser Leben immer mal wieder aus der Metaperspektive zu betrachten, kann man über ziemlich vieles nämlich einfach nur noch lachen.
Im Radio wurde letztens nach Sätzen gefragt, die bei diesem Einordnen hilfreich sein können. Die beste war „Ist es in einer Woche, 3 Monaten, einem Jahr noch wichtig?“ Denn nein, meistens ist es das nicht. Die nicht grüßende Nachbarin, der nicht weggeräumte Joghurtbecher, die eingelaufene Lieblingsbluse, der zu nah auffahrende LKW, der maulige Chef, die zickige Kollegin. Lästig, nervig, doof? Ja, meinetwegen. Aber wirklich wichtig? Definitiv nicht. Da draußen ist Klimawandel, sollten wir uns dann über solchen Kleinkram aufregen? (Das ist übrigens eins der wenigen Themen, dass auch er ernst nimmt.)
Wir überbewerten unsere eigene Existenz permanent. Irgendwie logisch, schließlich sind wir der Mittelpunkt unseres Lebens. Aber dieses niedliche, kleine Leben ist halt nur eins von vielen Milliarden. Und auch in den Leben der Menschen um uns herum, sind wir nur eines von vielen. Und ja, wir sind ersetzbar. Am Arbeitsplatz ebenso wie in Partnerschaften. Natürlich sind wir auch einzigartig, aber die Rolle oder Position kann auch von anderen ausgefüllt werden.
Klingt erstmal unbequem ist konsequent zu Ende gedacht aber auch total entlastend. Das Leben geht weiter, auch wenn wir aufhören zu funktionieren und die an uns gestellten Erwartungen zu erfüllen. Oft rumpelt es dann erstmal ein bisschen, aber dann finden sich auch wieder neue Wege.
Würde ich das Buch also empfehlen?
Hmm. Entscheidet selbst. Eines der meiner Meinung nach zentralen Kapitel heißt
„Sagen Sie Fuck it und denken Sie nur noch an sich selbst.“ Er dröselt dabei auf, warum es nicht um egoistisch versus selbstlos geht. Das „Eigeninteresse“ schlicht und ergreifend in unserer Natur liegt. Und je mehr wir uns um uns selbst kümmern, umso eher sind wir in der Lage auch anderen zu helfen. Er nutzt dazu das klassische Beispiel mit der Sauerstoffmaske im Flugzeug, die wir uns erst selbst aufsetzen müssen, bevor wir dem Kind nebenan verlässlich helfen können. Dass wir Geld für wohltätige Zwecke vor allem deshalb spenden um uns anschließend gut zu fühlen, was sinnvolles getan zu haben.
Ein eindrückliches Zitat zum Gegenteil „Selbstlos zu sein bedeutet, etwas , das Sie wollen, zugunsten von etwas zu opfern, das jemand anderes will (oder braucht).“ Wenn ich jemanden damit glücklich machen möchte, dann ist es nicht selbstlos. Denn diese Person glücklich zu sehen, macht mich dann glücklich. Die klassische Win-Win-Situation. Aber wie oft ist das der Fall? Und wie leicht kippt das? „Selbstlosigkeit ist eine Lose-win-Situation. Das Beste, das Sie für andere tun können, ist, sich selbst an erste Stelle zu setzen. Wenn Sie den Druck spüren, selbstlos zu sein, dann sagen Sie Fuck it und seien Sie egoitisch“. Und so arbeitet er sich durch „Sagen Sie Fuck it zu …“ Job, Themen, Angst, was andere über einen denken, Beziehungen, Wetter, Geld, Ruhm, Kontrolle, Sinnsuche, etc.“
Ein lustiges, passendes, heute gefundenes Twitter-Zitat:
Also – ich mag es und finde es gleichzeitig ziemlich fürchterlich. Macht was draus.
Das Beste daran war für mich: es hat mich inspiriert nach schönen Alternativen für diese unsägliche Phrase zu suchen. Meine Favoriten: „C’est la vie“ und „Que sera, sera“. Und das sage bzw. singe ich jetzt öfter mal vor mich hin. Falls Ihr dafür auch nen optischen Stups wollt…
Beide Motive sind Einzelstücke und verkäuflich. Jeweils passend für Passepartout im A4 Format, Aquarell/MixedMedia, ungerahmt, inklusive Versand 84 €. Wer zuerst kommt und so.