Ich bin der festen Überzeugung, dass wir sie alle in uns tragen – die Kreativität. Doch es erschreckt mich, wie oft der Zweifel darüber uns stärker limitiert als die vermeintliche Nichtexistenz. Also möchte ich auf Spurensuche gehen und Euch mitnehmen…
Ich habe ein wundervolles Geschenk fürs Leben von meinem Vater erhalten: sein Talent zu zeichnen. Und netterweise hat er mich auch noch von klein auf darin gefördert. Danke Daddy. Trotzdem ist dieses Talent im Grunde reichlich nutzlos, wenn man es nicht in eine künstlerische Karriere münden lässt. Und trotz positivster Prognosen habe ich mich dann doch gegen diesen Weg entschieden. Aus vielfältigen Gründen (vermutlich beleuchte ich das ein anderes Mal).
Das Ganze hatte jedoch einen sehr wertvollen Nebeneffekt. Ich habe schon immer zu hören bekommen „Du bist aber kreativ“. Und das, obwohl dieses ganze zeichnen, basteln, malen herzlich wenig damit zu tun hat. Ja, es ist ein tolles Handwerkszeug um kreative Ideen umsetzen zu können. Aber kreativ an sich ist es noch nicht. Doch mit dem Selbstverständnis kreativ zu sein, wurde es zur selbsterfüllenden Prophezeiung. Ja, „Ich bin kreativ.“
Aber was genau IST Kreativität?
Der Ursprung des Begriffs ist nicht ganz geklärt, zwei Herleitungen liegen nahe: „creare“ und „crescere“. Und beide ergänzen sich ganz wundervoll.
CREARE
bedeutet soviel wie aktiv etwas „erschaffen, erfinden, neue Lösungen erdenken“.
Dafür braucht es:
- das Bewusstsein, dass etwas fehlt. Auch Problemsensitivität genannt. Nur so kann der Prozess zur Lösungsfindung in Gang gesetzt werden.
- den Mut, Neues zuzulassen und auch auszusprechen. Keine Angst vor Fehlern, die zwingender Bestandteil des kreativen Prozesses sind. Und der Mut für seine Ideen einzustehen. Galileo könnte Ihnen bestätigen wie es sich anfühlt, das Weltbild der anderen auf den Kopf zu stellen. Neue Ideen klingen für andere immer erstmal etwas verrückt, es ist es wert, das auszuhalten.
- Und Flexibilität – weiterdenken wo andere aufgehört haben. Nehmt die alltäglichen Scheuklappen ab und fangt an sie zu hinterfragen. Schafft Verbindungen zwischen Themen, die vorher noch keiner gesehen hat. Denkt quer. Nehmt neue Perspektiven an.
CRESCERE
hat die etwas passivere Bedeutung von „werden, wachsen, wachsen-lassen“.
Auch hier gibt es 3 Voraussetzungen
- Zeit. Der Spruch „Die größte Inspiration ist die Deadline“ ist Humbug. Zeitnot mag helfen um die nötige Disziplin aufzubringen ein Thema endlich anzugehen. Der Kreativität hilft sie nicht. Wenn der Funke einer Idee geboren ist, braucht es einfach eine Weile um zur Entfaltung zu kommen. Die sogenannte Inkubationszeit.
- Freiheit. Im Kopf, vom Chef, im Umfeld. Druck und Begrenzung lähmen uns. Auch schwören viele kreative Genies darauf eine penible Ordnung drumherum zu benötigen. Das Chaos der Gedanken muss ungehindert ins Außen fließen dürfen.
- Vertrauen. Wann haben wir die besten Ideen? Unter der Dusche, beim Waldspaziergang, beim Autofahren oder beim lesen in einem netten Café? Höchstwahrscheinlich nicht, wenn wir vor einem weißen Blatt Papier oder einer leeren Datei mit einem blinkenden Cursor sitzen. Vertraut auf Eure Fähigkeit kreativ zu sein und sucht bewusst Situationen in denen Ihr erfahrungsgemäß kreativ seid. Und hört auf das arme, weiße Blatt genervt anzustarren.
Der Hochleistungsrechner in unserem Kopf ist für die Kreativität konzipiert.
Wir alle sind kreativ! Wir müssen nur aufhören uns einzureden, dass wir es nicht sind. Sondern uns trauen, unserer Fähigkeit vertrauen und es zulassen. Creare e crescere!
Oder wie Einstein es nannte „Kreativität ist Intelligenz die Spaß hat.“
Dieser Artikel entstand ursprünglich als Blogparade auf meinem Präsentationsblog. Da das jedoch einige Jahre her ist, sind viele der verlinkten Artikel nicht mehr aktiv. Die Gedanken finde ich immer noch wichtig und wer Lust hat darüber zu schreiben, fühlt sich bitte eingeladen und schickt mir den Link. Dann sammle ich gerne erneut! Und jetzt – habt Spaß!