Seitdem ich vor Jahren mal ein spontanes, sehr inspirierendes Gespräch mit einem DesignProf und Künstler über den grundlegenden Unterschied von Künstlern und Designern geführt habe, lässt mich der Gedanke – oder vielmehr das Bewusstsein nicht mehr los. Ich bin mehr Designer als Künstler, vermutlich hat es deswegen mit dem Studium der freien Kunst nichts werden sollen. Mode-Designer sind ebenfalls, wie der Name schon sagt, Designer. Oder vielleicht doch Künstler? Vermutlich beides.
Jedenfalls bringt die Herangehensweise des Designs Klarheit und Struktur in den Prozess. Eine Kollektion sollte ja in sich stimmig wirken / eine Stimmung vermitteln, also ergo Funktionsgedanke. Ansonsten ist es wie bei einer Bildserie, vielleicht auch zueinander passend, aber aus dem freien Schaffensprozess entstanden und damit eher ein Zufallsprodukt. In einer Kollektion gebe ich mir den Rahmen vorher und werde innerhalb dessen kreativ. Das gibt Begrenzungen, aber auch Klarheit.
Pinterest ist schuld. Und ich liebe es dafür.
Dabei habe ich nur mein Profil aktualisiert, sinnvolle Pinnwandsammlungen angelegt und ein bisschen aufgeräumt. Und kam – auch dank der „Vom Laufsteg in den Kleiderschrank“-Serie und dem diesjährigen SpringStyleAlong – ins stöbern, habe mir ein paar hübsche Bilder gemerkt, bin über immer mehr tolle Kreationen berühmter Designer gestolpert und so ist quasi ganz nebenbei sowas wie ein Moodboard entstanden. Also ein Mix aus Stimmungsbildern, Farben, Details, Schnitten, Ideen und sonstige Inspirationen, die mit der Zeit immer deutlichere Schwerpunktthemen bekamen um dann schließlich laut und deutlich nach einem Namen zu verlangen. Ich werde – zumindest die vor mir liegenden – konstant weiterwachsen lassen als Leitfaden für meine Kleidungs-, Kunst- und Schmuckkreationen je Jahreszeit nehmen.
Warum «Wellenreiter?»
Mein Frühling bekam den Namen Wellenreiter… weil es meiner momentanen Stimmung aber auch Sehnsucht entspricht. Gedankenspiel: ich sitze am Meer, keine flirrende SommerHitze, die Luft ist noch frisch, so dass sie mich gelegentlich etwas frösteln lässt. Während ich dem spielerischen kreischen der Möwen lausche und mit einem glücklichen Lächeln das salzige Meer auf meinen Lippen schmecke. Die Gedanken schweifen genauso in die Ferne wie mein Blick. Ab und an lassen sie sich vom Wasser zu mir tragen, um in Sand und Steinen zu verschwinden und ganz dezent der nächsten Welle die Aufmerksamkeit zuzuspielen.
Das ist das was mir gerade entspricht. Eine wohltuende, entspannte Melancholie. Und es ist das was ich mit meiner Frühlingskleidung sichtbar machen möchte. Eine frische Klarheit, Geradlinigkeit und doch einem pudrigen Nebel bedeckt, der verspielten Tagträumen ausreichend Platz lässt. Was ausgezeichnet zu meinen neu entdeckten Sommertypfarben passt. Farben sind eher pur, Schnitte entspannt und gemütlich, nichts verspieltes, einfach kombinierbar.
Getestet und für gut befunden.
Ich habe diese Herangehensweise schon vor ein paar Monaten gestartet und es jetzt während der verschiedenen Sewalongs getestet. Es funktioniert für mich ganz großartig. Es gibt den aktuellen Projekten einen roten Faden und eine Entscheidungshilfe. Und sorgt für größtmögliche Kombinierbarkeit. Bei der Umsetzung ist definitiv Luft nach oben, aber zum ausprobieren dieser Haltung bin ich trotz vieler recht spontaner Projekte mit dem Ergebnis sehr zufrieden.
Das Designerherz in meinem Innern fragt sich irritiert warum ich das nicht immer schon so gemacht habe. Der Künstler in mir hüpft einfach ein bisschen vor Glück und Begeisterung. Ab jetzt plane ich also in Kollektionen und der Wechsel zu meiner Sommeredition „Vogelfrei“ steht kurz bevor. Das wird deutlich bunter, konsequenter, mutiger.
Verratet Ihr mir Eure Gedanken dazu?
Nicht genug damit, dass du so strukturiert an die Sache rangehst und dabei so tolle Dinge produzierst – nein, du gibst dem ganzen auch noch tolle Namen! Ich bin sehr entzückt.
Liebe Grüße,
Sabrina
Hach, was für ein schönes Kompliment. Lieben Dank!
Ah, der Gedanke, den jahreszeitlichen Kollektionen Namen zu geben, gefällt mir ausgezeichnet! Als Herbsttypin habe ich zwar festgestellt, dass mir im Winter eher nach dunkelrot war und jetzt gerade mehr nach grasgrün und dottergelb. Aber dem Ganzen einen Namen zu geben, ist mir noch nicht eingefallen. Sehr schöne Herangehensweise, stimmig und macht Sinn. Herzliche Grüße, Gabi (die über Sabrina hier gelandet ist und sich ein bisschen umschauen wird.)
Lieben Dank Gabi, freut mich wenn Dir die Idee gefällt. Dann bin ich mal gespannt auf Deine nächste Kollektion 😉