Lernlust!

Lernlust. Lust auf lernen. Schönes Wort. Ja die habe ich manchmal. Oft sogar. Lust auf irgendetwas ganz neues. Neues Wissen und neue Fähigkeiten erlernen. Es lädt mich auf mit Energie, Ideen und Motivation. Also muss diese Lernlust irgendwann, irgendwo gefördert worden sein. Vermute ich, sonst wäre sie in meinem Leben sicher nicht so präsent.

Also gehe ich auf Wunsch von Bob Blume mal auf Spurensuche in meinen Erinnerungen. An schwarze und weiße Schafe sozusagen.

Grundschule. Ein Ort mit einigen herzallerliebsten Lehrern, spannenden Pausen, dem ständigen Gefühl zu langsam zu sein und einigen frustrierenden Erfahrungen mit Freundinnen. Noch nicht sehr motivierend. Weiter ging es mit der angeschlossenen Realschule, später der Wechsel aufs Gymnasium. Die besten Lehrer… sind mir hauptsächlich als sehr spezielle Menschen in Erinnerung. Obwohl man bei dem Thema ja auf einige lustige Anekdoten im Hinterkopf stößt… greife ich mir mal die 3 prägendsten Exemplare heraus. 

Eine Englischlehrerin mit einem schier unaussprechlichen schottischen Namen, die von wirklich allen nur Frau Mac genannt wurde. Uns damals mit viel Witz und Herzlichkeit zu Theatervorstellungen in den damals noch existierenden amerikanischen Kasernen in Berlin zwangsverpflichtete. Zum Pie backen verführte und damalige Lieblingsliedtexte übersetzen lies. „First time“ von Robin Beck. Ich kann heute noch mitsingen. Und ich habe noch immer ihre funkelnden Augen und leuchtenden Pausbacken vor mir, wie sie uns einbläute“auf den roten Faden kommt es an. Einzelne Vokabeln sind erstmal egal.“ Ich habe später Englisch als Leistungskurs belegt. Und ich könnte schwören, dass der einzige Grund warum ich MacBeth & Co. überstand die Grundlagen von Frau Mac waren. Sie hat uns Lust auf die Welt da draußen gemacht und den Spass an der Sprache als Weg dorthin gleich mitgegeben.

Und dann war da mein privater Kunstlehrer. Relativ erfolgreicher freischaffender Künstler. Meisterschüler der HdK. Mein Vater, selbst Künstler, war mit ihm befreundet und von meinem schulischen Kunstunterricht so genervt, dass er die Grundlagen in kompetentere Hände legen wollte. O-Ton „Ihr lernt ja nicht mal, wie man nen Stift richtig hält“. Neben Stifthaltung lernte ich bei Bernd dann auch allerhand Techniken, Perspektive, Akt und co. Aber vor allem anderen lernte ich zu sehen. Meinen Augen zu trauen, nicht weiterzudenken, sondern ganz im tatsächlich sichtbaren abzutauchen. Und es abzubilden. Heute kann ich sagen, es hat mein Leben geprägt. Ruhig, fordernd und mit einem schier unerschütterlichen Vertrauen in mein Talent, hat er mich beharrlich dazu getrieben immer noch besser zu werden.

Im Gymnasium gab es dann noch eine Erdkundelehrerin. Leistungskurs, eher unbeliebt. Sie galt als streng und oft voreingenommen. Mein Bauchgefühl hat sich trotzdem für sie entschieden. Und erwies sich als Glücksgriff. Statt Erdkunde hatten wir zu wesentlichen Anteilen Wirtschaft. Sie war durchaus streng, konnte aber auch sehr witzig sein und ich habe sie immer als fair und berechenbar erlebt. Und sie weckte (wie ich glaube sehr bewusst) unseren Spürsinn. Nach einem Besuch der Lehrbibliothek nahmen wir die Spur auf und fanden heraus welche Lehrer aus welchen Büchern und Heften nach welchem Muster ihre Prüfungen vorbereiteten. Betrug, tzetzetze, natürlich nicht. Wir konnten nur einkreisen. Und das bedeutete kleinteilige Recherchierarbeit und ziemlich punktgenaues lernen. Was wahrscheinlich ein besseren Überblick des Gesamtthemas zur Folge hatte. Und ein paar wichtige Lebenslektionen. Fleiss, Cleverness und Neugier ist eine ziemlich erfolgreiche Kombination. Und langfristig deutlich vielversprechender als die klassische Bulimie.Lernmethode.

Fazit: Alle drei hatten einen nicht übersehbaren Spaß an ihrem Unterrichtsfach.
Und alle drei glaubten tief und fest an die Fähigkeiten ihrer Schüler.
…dann ist es vielleicht die Lust am lehren, die zur Lust am lernen führt.

Und als Erwachsene kenne ich erschreckend viele Lehrer, denen die leider irgendwann abhanden gekommen ist. Traurig.

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