„Hilfe, wir können (k)einen Hund adoptieren“

Der Plan war wir fahren eine Woche in den Urlaub, in ein bekanntes Hotel an einem herrlich entspannten kleinen Strand mit netten Leuten, tollen Restaurants und faulenzen dort den lieben langen Tag.

Das haben wir genau 2 Tage lang geschafft. Denn als wir am ersten Tag an den Strand runtergingen, saß da ein ganz zauberhafter Hund, der klar in unser bevorzugtes Knuddelhundschema passte, unter einem der festen Sonnenschirme und freute sich für sein Leben als Töchterchen und ich ihn gemeinschaftlich durchknuddelten. Er wich die folgenden zwei Tage also kaum noch von unserer Seite. Trottete zwar zwischen seinen Hundekumpels für kurze überschwängliche Spielattacken hin und her, ließ sich von den Frauen, die er mit seinem Charme genauso um den Finger gewickelt hatte wie uns, seine vielfältigen kleinen Futterrationen bringen, aber ansonsten lag er verdammt oft neben uns, unter uns oder zumindest ganz in der Nähe.

Verliebt auf den ersten Blick

Und dann fing die Grübelei an. Eine sehr liebe Freundin, die wir zwei Jahre zuvor genau dort kennenlernten, war ebenfalls zur gleichen Zeit wieder da und setzte uns den Floh ins Ohr ihn doch zu adoptieren, weil er den Winter sicher nicht überleben würde. Autsch. Das ging mitten ins Herz.

Ich hatte schon lange den Traum, irgendwann wieder einen Hund an meiner Seite zu haben, hatte das aus „Vernunftsgründen“ aber immer auf irgendwann in der Zukunft geschoben. Töchterchen träumte ebenfalls schon lange von einem Hund. Erst eine Woche zuvor hatten wir zu dritt eine wunderschöne Doku über Hunde gesehen und jetzt saß da dieser süße Kerl und drängte uns diese Entscheidung im Eilverfahren auf.

Mein Mann reagierte erstmal mit „Ihr spinnt, ich nehme doch keinen Hund mit nach Hause“ und „das funktioniert doch alles gar nicht“. Auch wenn ich insgeheim vermutete, dass er ihn ebenfalls schon ins Herz geschlossen hatte. Doch die beiden blieben bis dato auf Abstand, da das Hundekind bei Männern eh schüchtern war und der Gefährte unsere Flausen vermutlich nicht auch noch anheizen wollte.

Töchterchen und ich verpassten ihm derweil einen Namen: Vincent. In Anlehnung an van Gogh, denn diesem lieben kleinen Kerl hatte irgendein widerliches A***** die Ohren und die Rute teilweise abgeschnitten.

Tja, das mit dem „funktionieren oder nicht“ fingen wir dann an sachlich zu diskutieren, unter tatkräftiger Unterstützung unserer Freundin Katharina und ihrer ebenso zauberhaften Schwester Laura. Und ihre beiden schwarzen Vierbeinern Nefeli und Adita lieferten emotionale Unterstützung. Hundesportverein, Hundetagesstätten, Hundepension, Hundetrainer, etc. waren schnell recherchiert um die größten organisatorischen Bedenken auszuräumen.

Können, wollen, müssen?

Aber unsere geliebten Samtpfoten zuhause!!??? Und will der Hund das überhaupt? Manche Straßenhunde reagieren sehr verzweifelt auf Halsbänder & Co. Also tasteten wir uns ein paar erste kleine Schritte heran. Wir legten ihm ein Geschirr an – völlig problemlos. Wir gingen mit ihm an der Leine spazieren – völlig problemlos. Wir kamen dabei an Katzen vorbei – völlig problemlos. Mann und Hund freundeten sich an – erstaunlich schnell. Da waren von den energischen Gegenargumenten nicht mehr viele übrig. Aber ein großes Pro: wir wissen ziemlich sicher, dass wir ihm damit das Leben retten. Also dann… 24 Stunden für jeden einzelnen um die Gedanken setzen zu lassen und dann beim nächsten Frühstück die Entscheidung: dreimal „JA“. Adoption beschlossen!

Ich erspare Euch erstmal Details der ausgesprochen nervenaufreibenden letzten Tage, die dank unglaublich hilfsbereiter, lieber Menschen ein Happy End nach sich zogen. Jedenfalls landeten wir am Ende zu viert in Stuttgart, völlig erschöpft, alles andere als erholt, aber glücklich. Unser kleiner Kerl stellt unser Leben zwar gewaltig auf den Kopf, bereichert es aber auch in einem Maße, das ich kaum für möglich gehalten habe..

Also von wegen „wir können keinen Hund adoptieren“. Wenn das Schicksal einen dazu auffordert ein Leben zu retten, kann man ganz schön viel. Und wird reich mit Liebe belohnt. Auch wenn wir noch ein paar spannende Herausforderungen miteinander zu meistern haben werden.

Wer mag, kann ihm und seinem Werdegang auf Twitter folgen… Unser kleiner Charmebolzen hatte nämlich eine ganze Reihe von Freunden, die unbedingt wissen wollten was aus ihm wird.

8 Kommentare

  1. Oh, wie schön! Toll, dass ihr euch zur Adoption entschließen konntet. Ich hatte Vincent ja auch schon auf Twitter entdeckt und war gespannt, die Geschte dazu zu lesen. Ich wünsche euch allen (inkl. Samtpfoten) noch eine lange, glückliche Zeit miteinander! Liebe Grüße von Mrs Go

    • Ganz lieben Dank! Die Samtpfoten hadern mit unserer Entscheidung leider immer noch sehr, aber mit Geduld wird das schon irgendwann. Liebe Grüße

  2. Liebe Nico, ich gratuliere Euch von ganzem Herzen! Ihr werdet mit Vincent wundervolle Abenteuer erleben – da bin ich sicher. Straßenhunde sind ganz, ganz besondere Wesen. Wie schön, dass ihr ihn und Euch so glücklich machen konntet!! Liebe Grüße und Euch allen viel Spaß! Karin

    • Liebe Karin, danke Dir! Ja, das hoffen wir und eine ganz besondere Persönlichkeit ist er definitiv. Ein paar Herausforderungen haben wir aber auch noch zu meistern, bis hier alles läuft. Aber das wird schon. Liebe Grüße

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