Was Scanner aus Videospielen lernen können.

Scanner?

Nein, natürlich kein optisches Datenerfassungsgerät, Scanner-Persönlichkeiten. Zu denen ich mich selbst zählen kann. Der Begriff wurde von der Amerikanerin Barbara Sher geprägt, selbst Unternehmerin, Autorin, Speakerin, Life-Coach und vieles mehr. Man ahnt woher ihre Faszination für das Thema kam. Unter einem Scanner versteht man eine besondere Form der Hochbegabung, die sich vor allem durch eine extreme Vielseitigkeit zeigt. Klingt erstmal toll. Aber da das unseren gesellschaftlichen Prägungen eher entgegen steht, wird es von anderen eben auch oft als wechselhaft, unentschieden, wankelmütig wahrgenommen. Denn wir lieben es, uns in Themen zu vertiefen, darin abzutauchen und darin in relativ kurzer Zeit beachtliche Ergebnisse zu erzielen. Aber das reicht dann auch, wird zunehmend langweilig und schon taucht das nächste Thema am Horizont auf. Hier habe ich übrigens auch schon mal beschrieben, dass diese Zuschreibung nicht immer so einfach ist, wie man denken mag.

Es gibt also unendliche Themen, die alle so unfassbar spannend sind, dass man sich am liebsten sofort hineinstürzen möchte.
Versus ein Tag hat 24 Stunden, währenddessen muss man auch noch schlafen, essen und unter Umständen auch noch Geld verdienen. Sprich auch unsere Energie ist endlich. Auch wenn das manchmal anders wirken mag.

Aus diesen zwei Komponenten besteht quasi das Lebensdilemma eines Scanners. Zumindest wenn man soweit gekommen ist, sich von den mahnenden Stimmen anderer „man solle sich doch jetzt endlich mal auf ein Thema konzentrieren“ verabschiedet hat. Denn sobald man sich selbst diese Erlaubnis gegeben hat, diese Vielseitigkeit und die Neugier auch auszuleben, ist man quasi Dauer-K.O. Denn wenn ich darf, will ich jetzt auch. Jetzt sofort und am besten alles auf einmal.

Und dann ist da auch noch das Wissen, dass man an Themen dran bleiben muss, um es zur Meisterschaft zu bringen. Also bitte täglich tun. Alles davon. Aus dem Dauer-K.O. wird damit dann schnell die völlige Resignation. Ich will so viel tun, kann mich aber nicht entscheiden, so dass ich schlussendlich etwas tue, wozu ich mich gar nicht bewusst entschlossen habe, sondern das viel eher eine greifbare Chance war, sich von eben dieser Entscheidung abzulenken. Und sich zumindest anfühlt, als würde ich was tun. Ob das dann Twitter-Timeline lesen, irgendeine SpieleApp oder meditatives Wand anstarren ist, bleibt Typsache. Na, erwischt?

Und nu? Lass mich das ein bisschen aufdröseln.

Erstens. Muss es wirklich immer Meisterschaft sein? Ist im vorderen Feld der Kreisliga vielleicht völlig ausreichend? Das Niveau schaffst Du mit Deiner Scanner-Energie spielend. Also nein, Du musst das nicht alles jahrelang täglich tun. Eine gewisse Zeitlang mit hohem Einsatz wird Dich auch dahin bringen. Und wenn der Spaß danach vergeht ist das OK. Falls sie bleibt, machst Du ganz automatisch weiter. Das für sich selbst wieder ins Verhätlnis zu setzen kann schon entlasten.

Zweitens. Es geht um Interessen, Hobbies, vielleicht auch Businessideen oder Geschäftsfelder. Die sind alle nicht eifersüchtig! (Menschen sind da ja oft etwas komplizierter.) Du darfst also mehrere nebeneinander haben! Und nur weil Du an einer davon gerade mehr Spaß hast, musst Du mit den anderen nicht gleich Schluss machen. Wenn Du ehrlich bist, weißt Du mit der Zeit ganz genau, dass die nächste Phase, in der Du Dein ganzes Herzblut wieder in das gerade verschmähte Projekt x stecken wirst, definitiv wieder kommen wird. Solche Themen sind keine eifersüchtige Geliebte, also mach sie in Deinem Kopf nicht dazu. Du darfst mehrere gleichzeitig haben, musst Dich nicht entscheiden und auch nicht immer alle gleich lieb haben. Aber wichtig – Du darfst! Nicht Du musst. Wenn Du spürst, es ist endgültig vorbei, ist es vorbei. Dann ziehe ruhig Konsequenzen. Die nächste „Geliebte“ wird kommen.

Drittens. Folge der Energie. Wir sind dann am effektivsten und produktivsten, wenn es sich leicht anfühlt. Dummerweise steht das in krassem Kontrast zu dem was viel zu viele von uns als Glaubenssatz verankert haben. Denn nein, Arbeit muss sich nicht schwer und nach Arbeit anfühlen. Ganz im Gegenteil, wenn Du etwas mit Freude tust, bist Du genau darin in diesem Moment wahrscheinlich richtig gut.

Als Scanner kennen wir das. Eigentlich. Wir sollten es uns aber auch erlauben. An einem Tag flutscht das Schreiben, an einem anderen ist es zähes Abmühen. An einem anderen Tag das Konzipieren, Designen oder Zahlen jonglieren. Also folge häufiger mal der Energie statt dem Pflichtgefühl. (Zumindest solange Du nen Blick darauf hast, dass Pflichten nicht zu lange hinten unter fallen. Sonst musst Du da eben mit ner Ladung Disziplin durch.)

Und hier kommt das Videospiel zum Einsatz.

Rennspiele kennen wir alle – unterstelle ich jetzt mal. Wenn wir da immer alle Fahrspuren bespielen wollten, macht uns das einfach nur langsam. Ist auch völlig unsinnig, bedeutet nämlich viel mehr Strecke, logisch brauchen wir da länger.

Viel stimmiger ist es immer gerade die zu nehmen, auf der es gerade zügig läuft. D.h. wo keine Bananenschale rumliegt, niemand im Weg rum fährt und auch keine tückische Ausfahrt wartet. Und eine „nur links überholen“-Regel gibt es da auch nicht. Also nimm die Spur, wo gerade der Booster läuft, der Dir den Extraschub nach vorne gibt und Dich schnell mal ins Spitzenfeld katapultiert. Selbst wenn das mal nur ein Gefühl oder eine Momentaufnahme ist, versorgt es Dich für eine Weile mit neuer, positiver Energie. Und die kannst Du dann ggf. auch nutzen, um die Pflichtübungen dazwischen zu schieben. Du kommst richtig vorwärts und hast auch noch deutlich mehr Spaß dabei.

Auch das ist Ichbewusst. Wo sitzt meine Lust und Energie und wie schaffe ich es, die auch auszuspielen. Und wenn Du Scanner bist, ist das manchmal eben besonders tricky, weil da vieles im Blick zu behalten ist. Da ich das selbst nur zu gut kenne, hoffe ich, dass Dir das Bild etwas hilft. Mir hat es einiges an Schubkraft ermöglicht, diese Dinge nebeneinander stehen zu lassen und abwechselnd zu bespielen, statt alle auf einmal.

Ich freu mich, wenn Du mir erzählst, wie Dir das damit geht.

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